Wie oft denken Sie über Ihre Erziehung nach? Also bei mir kommt dies mehr als häufig vor. Es liegt in unserer Natur, nur das Beste für unseren Nachwuchs zu wollen. Aber was ist das Beste? Wonach richten wir uns? Ich persönlich stosse an viele Grenzen. Grenzen, welche die Gesellschaft selber setzt. Wir schaffen Ängste und somit Enge und Abhängigkeit.
Andreas Weber Artikel aus dem aktuellen GEO Nr. 8 bringt so ziemlich alles Wesentliche auf den Punkt. Hier einige Auszüge: "Im Wald gibt es Zecken. Und Mücken. Die Angst der Eltern lässt den Aktionsradius ihrer Kinder schrumpfen. Ohne Abenteuer im Lebendigen aber gehen auch die Glanzmomente der Kindheit verloren. Natur-Entzug schadet Leib und Seele. Die Antwort? Pillen für Zappelphilipp. Beim Spiel in der Natur werden Kinder wieder zu "Urmenschen": Sie spüren mit allen Sinnen, was es heisst, in der Welt zu sein. Selbst das schönste Kinderzimmer ist dafür kein Ersatz. Natur ist ein Spiegel, in dem ein Kind sich selbst erkennt. Als Teil des Ganzen. - Naturschutz wird schon in der Schule gepredigt. Er bleibt Theorie, wenn die Lehrer ihre wichtigsten Komplizen vor der Schultür vergessen: Bäume und Vögel, Käfer und Blumen, Wasser, Matsch und Erde. Der Abschied der Kinder von der Natur ist nicht folgenlos. Denn mit dem Schwinden des ungezügelten Spiels im Freien droht etwas Unersetzliches verloren zu gehen: die Möglichkeit, seelische, körperliche und geistige Potenziale so zu entfalten, dass Kinder zu erfüllten Menschen werden. Ohne die Nähe zu Pflanzen und Tiere verkümmern ihre emotionale Bindungsfähigkeit, schwinden Empathie, Fantasie, Kreativität und Lebensfreude. Wir Eltern sind wie Hütehunde: dauernd im Einsatz, immer wachsam, unendlich besorgt."
Wie aber liesse sich die verlorene Beziehung der Kinder zur Natur reparieren? Hören Sie den Kinder zu! Fast alle wünschen sich, mehr draussen spielen zu können. Was sie begeistert, ist immer eine Handlung, in deren Mittelpunkt sie stehen, die sie selbstständig vorantreiben und von der sie wiederum erfasst werden. Was Kinder begeistert, ist Spiel."
"Das Recht der Kinder auf Wildnis, Freiheit und Natur.
Zurück auf die Bäume" - GEO, August 2010.
Das neue Buch von Andreas Weber "Mehr Matsch: Kinder brauchen Natur", erscheint im Frühjahr 2011, Ullstein.